2020 ist vorbei! Die COVID19-Pandemie ist es leider noch nicht. Die Schäden für die Menschen, Unternehmen, Branchen und die Weltwirtschaft ist bisher unklar. Sicher ist aber: Er ist immens! Der Einfluss von COVID19 ist in allen Bereichen des Lebens sichtbar, doch Unternehmen ohne riesige PR-Abteilungen haben in der Regel weniger bekannte Probleme.

Psychische Belastung von Mitarbeiter:innen durch COVID19

Jede:r von uns wird festgestellt haben, wie deutlich die Routinen in unserem Leben zu unserer seelischen Gesundheit beigetragen haben. Der Wegfall hat zu einem enormen Anstieg von Angstbedingten und depressiven Störungen geführt. Hier ein Link dazu.

Dies hat Auswirkungen auf einen Großteil der Bevölkerung, auch wenn nicht alle dadurch eine ernsthafte Störung entwickeln. Da Unternehmen in der Regel aus vielen Menschen bestehen, bringen diese die veränderten mentalen Voraussetzungen auch mit auf die Arbeit. Dadurch werden Arbeitsergebnisse beeinflusst, was wiederum die Unternehmung und deren Ergebnisse beeinflusst.

Es ist nicht allzu schwer nachzuvollziehen, dass dies wiederum die Planung, Führung und Organisation einer Unternehmung erschwert und somit den Führungsorganen weiteren Druck aufbürdet.

Unsicherheit auch auf Kundenseite

Aus meiner Erfahrung im Dienstleistungssektor ist die Sorge der Kunden über deren Zukunft in Zeiten von COVID19 ein leicht zu unterschätzender Faktor. Aufträge werden geschoben, Rahmebedingungen müssen angepasst werden, plötzliche Ausfälle und andere unvorhergesehene Vorkommnisse blockieren planbare Abwicklung der Aufträge.

Dies führt zu einem veränderten Kaufverhalten. Eine geringere Risikobereitschaft und längere Entscheidungswege und -zeiträume ziehen vielen Unternehmen gerade den Boden unter den Füßen weg.

Kommunikationsprobleme mit Behörden, Beratern und Banken wegen COVID19

„Unternehmen, die ohne die Corona-Pandemie nicht in Gefahr gewesen wären, sollen vor einem Untergang bewahrt werden.“ So oder so ähnlich klang die politische Message zu Anfang des vergangenen Jahres. Leider sehen sich viele Unternehmer:innen um genau diese Sicherheit betrogen.

Gute Idee, schlechte Umsetzung

Während die Ausschüttung von Geldmitteln von Staat und Förderbanken wie der KfW und (in Hessen) der WI-Bank erleichtert wurde, sind die Hürden dorthin für zahlreiche Unternehmen scheinbar unüberwindbar. Unternehmen müssen über Steuerberater:innen Anträge auf Zuschüsse stellen und für Kredite muss in der Regel die Hausbank als Hauptansprechpartner ins Boot genommen werden.

SteuerberaterInnen als Mittelsmann/frau

Leider sind viele Steuerberatende aber mit der großen Menge an Zusatzarbeiten überfordert. Aus Behörden erreichen mich immer wieder Rückmeldungen über Fehler, die teilweise ernste Konsequenzen für Unternehmen haben. Außerdem ist die Arbeit der Steuerberater:innen nicht billig, was manche Unternehmen, die ohnehin auf dem „letzten Loch pfeifen“ nicht mehr leisten können. Im Übrigen arbeiten Steuerberater ungern für Unternehmen, von denen nicht sicher ist, wie lange sie ihre Rechnungen noch bezahlen können. Hier liegt ein Designfehler vor: Kosten für die Beantragung müssen im Insolvenzfall staatlich gesichert sein – vor allem in Zeiten von COVID19.

Banken als Gatekeeper

Banken verhalten sich leider nach wie vor als „Gatekeeper“ und begrenzen die Unterstützung, die sie leisten signifikant, als wären Unternehmen nur dann unterstützungswürdig, wenn sie die Hilfen eigentlich nicht dringend brauchen.

Besonderheiten der COVID19-Gesetzgebung

Zuletzt kommt der Staat selbst. Einmal in Form der Gesetzgebung, welche eine gefährliche Falle in die Voraussetzungen für staatliche Unterstützung eingebaut hat: Unternehmen durften per 31.12.2019 nicht überschuldet sein. Für eine:n Außenstehenden klingt das logisch, doch auch Unternehmen in fantastischem Zustand können überschuldet sein. Einfach erklärt bedeutet es, dass das vorhandene Eigenkapital höher sein muss, als die Kredite und offenen Verbindlichkeiten.

Einfach erklärt

Beispiel für Privatpersonen: Sie haben in 2019 eine Wohnung für 100.000,- € gekauft, 25.000,- für Makler und Nebenkosten angezahlt und den Rest finanziert. Sie haben also 0,- € Vermögen. Nun haben Sie zum Beispiel zusätzlich 30.000,- € Rücklagen. Die Heizung geht kaputt und Sie müssen 18.000,- € für eine Heizung investieren. Wären Sie eine GmbH, würden Sie ab nun nicht mehr unterstützt, da Sie mehr als die Hälfte des Eigenkapitals (im Beispiel 25.000,- €) aufgebraucht haben. Das alles wegen einer Heizung!

Lösungsansatz

Leider gibt es keinen generellen Lösungsansatz für dieses Problem. Dennoch möchte ich Ihnen möglichst viele Ansätze geben um den Totalverlust zu verhindern.

Holen Sie Hilfe

Nicht erst seit COVID19 ist die erste (und wichtigste) Lösung Hilfe von außen. Ich selbst habe in diesen schwierigen Zeiten die Hilfe der Industrie- und Handelskammer zu schätzen gelernt. Für Handwerker ist dies die Handwerkskammer. Man bekommt dort in der Regel kostenlose (bzw. bereits durch Beiträge finanzierte) Unterstützung. Sie treffen dort auf Ansprechpartner, die sich mit zahlreichen Aspekten des Unternehmertums auskennen und Ihnen wertvolle Tipps geben können. Neben Rechtsfragen, gibt es oft dezidierte Finanzierungsexperten und selbst bestimmte Förderkredite können durch die IHK angestoßen werden. Selbst wenn die Hausbank nicht mitspielt.

Sofern Sie die Mittel haben können Sie auch externe Berater ansprechen. Wie ich gleich erklären werde, gibt es noch viele weitere Lösungswege, wofür externe Berater überaus hilfreich sein können. Ich berate selbst in Krisensituationen. Sprechen Sie mich gerne an.

Radikale Effizienzsteigerung

Viele Unternehmen, besonders KMUs, arbeiten oft unterhalb der möglichen Effizienz. Im Handwerk habe ich dutzende Unternehemer:innen kennengelernt, die Effizienz aus Angst vor den Auswirkungen auf das Personal und die Kunden wenig beachten. Es war vorher schon keine gute Idee, laufende Systeme für immer in Ruhe zu lassen, doch seit COVID19 hat dies potenziell fatale Auswirkungen.

Neben der offensichtlichen Digitalisierung, die alle anpreisen, gibt es dutzende Stellschrauben in Unternehmen, mit denen sich versteckte Ressourcen heben lassen. Vermietung von ungenutzten Vermietung von ungenutzten Maschinen oder Geschäftsausstattung, Überlassung von Mitarbeiter:innen an Branchenkollegen und bezahltes Mentoring sind nur ein paar der vielen Möglichkeiten. Hier ist ein Blick von außen besonders wichtig. Nach vielen Jahren an der Spitze eines Betriebes sind bestimmte Abläufe so eingefahren, dass Sie nur schwer die Potenziale erkennen können. Zu oft sind kleine Veränderungen im Sande verlaufen. Man nennt das auch Betriebsblindheit.

Digitalisierung seit COVID19

Der Vollständigkeit halber erwähne ich diese mittlerweile durch Kommunikation überfrachtete Möglichkeit kurz.

Es gibt in der Bundesrepublik etliche Betriebe, die noch mit Fax, Nadeldrucker und großer Telefonanlage arbeiten. Hier sind so viele Möglichkeiten vorhanden, dass es schwer ist, die richtigen auszuwählen. Deswegen fasse ich einmal kurz zusammen, welche meines Erachtens die wichtigsten sind:

Für den Laien hören sich diese Maßnahmen vielleicht höchst aufwändig an. Es ist jedoch erstaunlich einfach, sie zu implementieren. Falls Sie bereits voll digitalisiert sind, werden Sie vielleicht nur müde lächeln. Es ist jedoch wichtig, die „alten“ Berufe miteinzubeziehen. Viele Handwerkbetriebe sind sehr klassisch organisiert, weshalb hier viel Potenzial versteckt liegt.

Wissen, wann es genug ist

Falls Sie in 2020 bereits tiefe Einschnitte machen und persönliche Niederlagen einstecken mussten:

Behalten Sie Ihre persönliche Gesundheit im Auge! Auch die mentale. Für Unternehmer:innen ist Aufgeben in der Regel keine Option. Doch aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass die Alternative lebensgefährlich sein kann.

Haben Sie bereits private Mittel einsetzen müssen um die Krise zu überstehen und doch scheint es noch nicht zu reichen? Neben der Insolvenzantragspflicht, die meines Wissens für Körperschaften seit Januar 2021 wieder voll eingesetzt ist, ist die Möglichkeit des persönlichen Bankrotts sehr wahrscheinlich, wenn Ihr Unternehmen keine deutlichen Fortschritte macht.

Falls Sie eigene Mitarbeiter:innen beschäftigen, wollen Sie diese sicher nicht im Stich lassen. Doch bitte beachten Sie, dass es nach wie vor viele offene Jobs am Arbeitsmarkt gibt. Es bringt weder Ihnen, noch Ihren Mitarbeiter:innen etwas, wenn Sie ausbrennen und eine Insolvenz am Ende mangels Masse abgelehnt wird.

Deshalb: Auch wenn der Schritt vielleicht der Schwerste Ihres ganzen Lebens ist werden Sie sich erholen. Selbst wenn Sie sogar Privatinsolvenz beantragen müssen. Sie kommen da wieder raus.

Fazit

Auch wenn der Schluss nicht besonders erheiternd war, ist die Message doch klar. Es gibt diverse Möglichkeiten! Ich hoffe, Sie konnten heute etwas lernen. Falls Sie meine Hilfe brauchen, sprechen Sie mich jetzt an.

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