Heute geht es darum, wie Sie einen Anwalt/eine Anwältin für Ihr KMU oder Ihre Selbstständigkeit finden. Denn – sind wir mal ehrlich – ohne machts keinen Sinn.

Ich habe garantiert kein ganzes Jahr ohne Anwalt geschafft. Noch nie. Ok, bei 750.000,- € Jahresumsatz als Selbstständiger ist das vielleicht auch verständlich.

Aber genug von mir. Es geht um Sie.

Risiken ohne Anwalt

Egal ob Sie selbstständig sind oder angestellte:r Geschäftsführer:in. Sie und Ihre Unternehmung sind frei. Was heißt frei? Frei heißt, Sie können Ihre Verträge gegenüber anderen Unternehmen selbst gestalten. Auch wenn dies zu Ihrem Nachteil gereicht oder zu dem des Gegenübers.

Leider gibt es aber Gesetze gegen einseitige Vertragsgestaltung und Ihr Vertrag wird unwirksam. Oder doch nicht? Was gilt dann? Eben! Wenn man nicht Vertragsrecht im Studium hatte oder (wie ich) überhaupt nicht studiert hat, wird das ganz schnell unübersichtlich.

Sie können sich ja das meiste anlesen und ein bisschen Lehrgeld bezahlen. Dann wird das schon. Ha! Das habe ich auch gedacht. Turns out, Sie haben eine Obligation gegenüber Ihrem Unternehmen und den Angestellten darin, keine Dummheiten zu machen. Nicht nur moralisch, sondern auch gesetzlich. Selbst die Fehler Ihrer Mitarbeiter:innen hängen letzten Endes an Ihnen.

Und dann gibt es noch professionelle Betrüger oder einfach kriminelle Opportunisten. Davon gibt es jede Menge. Je nach Ihrer Arbeitsbelastung, Erfahrung und der Betriebsgröße können die Schäden, die so entstehen, ganz schnell sechs- oder siebenstellige Höhen erklimmen.

Ohne anwaltliche Beratung ist also ein bisschen wie russisch Roulette. Aber auch schlechte Anwälte gibt es zuhauf.

Risiken schlechter anwaltlicher Vertretung

Eine schlechte anwaltliche Vertretung birgt nicht die gleichen Risiken. Sie birgt aber andere, ebenso gefährliche. Zwar bekommen Sie auch von einem schlechten Anwalt manchmal einen guten Rat. Ähnlich dem blinden Huhn, dass auch mal ein Korn findet.

Leider stellt sich dann aber die Frage welcher Rat nun gut ist. Naturgemäß ist diese Frage von einem „Laien“ nicht bzw. nur im Nachhinein zu beantworten. Auch mittelmäßige und schlechte Anwälte sammeln Erfahrung. Dabei geht es aber leider oft um die Rechtfertigung und Vernebelung ihrer unterdurchschnittlichen Leistungen.

Jeder, der schonmal mit Schlechtleistung konfrontiert war, hat vermutlich die eine oder andere Erfahrung mit dilettantischen Rechtfertigungsversuchen gemacht. Manchmal haben wir sie vielleicht selbst schon benutzt. Wir merken uns also, frei nach dem hessischen Sprichwort: „Da geht’s de‘ Mensche‘ wie de‘ Leut.“ Sie treffen überall – auch im Rechtswesen – auf Fehler und deren Vertuschung.

Blindes Vertrauen

Ein weiterer Risikofaktor ist „blindes Vertrauen“. Wenn Sie Spezialist:in auf Ihrem Gebiet sind, werden Sie das kennen. Manche Kunden verlassen sich auf Sie, durch dick und dünn. Zumindest wünscht man sich als Unternehmer:in diese Art von Beziehung. Und das eben in beide Richtungen.

Wenn Sie also keinen Grund haben, Ihrem Anwalt oder Ihrer Anwältin zu misstrauen, werden Sie vermutlich auch nicht nach Fehlern suchen. Das macht das ganze so problematisch und wird Ihnen im Zweifel sogar noch als Schwäche ausgelegt. Hierfür habe ich leider kein Erfolgsrezept. Ich verweise auf die richtige Auswahl und Prüfung die später folgt.

Zuletzt stellt sich die Frage der Haftung. Wir als Unternehmer:innen haften ja schließlich auch für unsere Fehler, wenn es hart auf hart kommt.

Wenn Sie schonmal versucht haben, eine:n Anwalt:in in Haftung zu nehmen, werden Sie das kennen: Ein Jurastudium macht vielleicht nicht zwingend eine:n gute:n Rechtsvertreter:in aber sich selbst zu schützen fällt den Damen und Herren dann doch recht leicht. Insofern werde ich die Haftungsfrage in meinem nun folgenden Lösungsvorschlag nicht berücksichtigen.

Fassen wir vorher nochmal zusammen:

Lösungsansatz

Sie fragen sich jetzt sicher ob ich den Topanwalt oder die Topanwältin gefunden habe und keinerlei Probleme mehr habe. Ich denke es handelt sich dabei um ein Ideal, welches man nie zu 100% erreicht. Doch ich kann stolz behaupten, einige sehr fähige und ehrliche Rechtsvertreter kennengerlernt und beauftragt zu haben.

Anwalt richtig auswählen

Zunächst wollen Sie Ihren Rechtsbeistand nach der gleichen Methode auswählen, wie alle Ihre Lieferanten. Es handelt sich hier um einen sehr kritischen ebensolchen. Die Betriebsgröße sollte Ansatzweise zu Ihrer eigenen passen, sodass ein gewisses Verständnis für Ihre Themen inherent ist.

Dann geht es um lokale Erreichbarkeit. In Zeiten der COVID19 Pandemie und eventuell folgender ähnlicher Situationen ist das persönliche Treffen zwar eingeschränkt. Doch da bei Gericht oft noch Originalunterlagen benötigt werden, ist eine Anreise über mehrere Stunden und viele Kilometer nicht sonderlich hilfreich. Lokale Anwälte kennen sich auch oft besser mit den lokalen Gerichten aus, kennen manche Richter:Innen auch persönlich. Das hilft, um den Ausgang einer Verhandlung besser absehen zu können.

Weiter ist nun die fachliche Kompetenz gefragt. Erfahrungswerte mit Ihrer Branche, dem Fachgebiet in dem Sie (in Zukunft) Hilfe brauchen sind wichtig. Ansonsten erklären Sie neben dem eigentlichen Fall nochmal mindestens so viel zu den Besonderheiten Ihres Unternehmens, Ihrer Branche und Ihrer Gegner.

Wald und Wiesen Anwalt oder Fachanwalt?

Hier habe ich unterschiedlichste Erfahrungen gemacht. Wald und Wiesen Anwälte nennt man die, die keine Fachanwälte sind und eigentlich jedes Thema bearbeiten. Auch dort gibt es oft Spezialisierungen, die aber nicht Amtlich sind. Eine generelle Vertretung Ihres Unternehmens kann da gut funktionieren. Speziellere Themen sollte man aber eventuell dann wo anders hingeben.

Partnerschaft von Rechtsanwälten / mehrköpfige Kanzlei

Abgesehen von namhaften Großkanzleien gibt es noch ein „Mittelding“ nämlich die Partnerschaften und kleinen Kanzleien. Hier arbeiten mehrere Anwälte zusammen, die oft unterschiedliche Fachrichtungen betreuen. Der Vorteil dabei ist, dass Ihr (neuer) Anwalt im Zweifel eine:n Kolleg:in fragen kann, wenn es um Ihr Unternehmen geht.

Anwalt prüfen

Vor Sie eine Geschäftsbeziehung eingehen, sollten Sie sich gründlich über jeden Geschäftspartner informieren (glauben Sie mir). Das gilt doppelt für kritische Lieferanten wie Rechtsanwälte. Ist die Person oder Kanzlei erfolgreich, gibt es Referenzen oder Bewertungen, die Sie einsehen können? Ist beim Erstkontakt alles zu Ihrer Zufriedenheit verlaufen (Zuverlässig, schnelle Rückrufe, Verständnis für Ihre Lage, etc.)?

Lief das gut und haben Sie die ersten Fälle gemeinsam bearbeitet, sollten Sie ab und zu eine Zwischenbilanz ziehen. Natürlich sollten Sie auch offen für plötzliche Ungereimtheiten bleiben. Doch es bietet sich an, die Zusammenarbeit z.B. einmal im Jahr zu beleuchten. Wie war die Bilanz? Haben wir mehr gewonnen oder verloren? Musste ich mich stets einigen und war die Einigung gut? Oder habe ich ständig mit Rechtfertigungen zu tun? Wie ist das Feedback an mich? All diese Fragen und noch mehr gehören zu einer guten Lieferantenprüfung.

Was tun, wenn die Erfolgsbilanz negativ ist?

Wenn die Bilanz negativ ist, oder Probleme auftauchen, sollten Sie sich sachlich damit auseinandersetzen. Andere Anwälte werden relativ schnell subtil auf ihren Kollegen und Kolleginnen rumhacken, wenn dies zukünftige Aufträge verspricht. Neben dem Internet, können Sie auch Erfahrungen Ihrer Geschäftsfreunde und Partner zu Rate ziehen. Fakt ist: nur weil jemand sich immer wieder erfolgreich rechtfertigt, müssen Sie das nicht akzeptieren. Bedenken Sie immer: Wie oft müssen Sie sich im Nachgang bei Ihren Kunden rechtfertigen und was passiert dann? Richtig! Die Kunden hauen ab.

Ich denke, die Richtung ist soweit klar. Lassen Sie uns trotzdem die wichtigsten Punkte nocheinmal ansehen:

Ich hoffe, Sie haben gute Tipps aus diesem Beitrag mitnehmen können. Falls Sie weitere Fragen haben, sprechen Sie mich jetzt an.

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